Kolumne aus dem Hause Tim, denn ich sitze gerade auf meiner alten Couch und philosophiere bei einem Schluck Apfelbrand:
"Wisst ihr, was mich in den letzten Monaten wirklich sehr fasziniert? Holz; Ja Holz hat eine unglaublich wundersame Auswirkung auf Spirituosen & Getränke! Es ist faszinierend, was durch das einlegen in Fässern alles möglich ist. Ein Fass hat so etwas handwerkliches, so antikes und authentisches. Ich möchte fast meinen, dass man alles aus Fässern aus Prinzip schon cooler und ikonischer finden sollte..
Vielleicht sollte man aber eher aufpassen, dass man der inflationären Verwendung von Fässern nicht insofern aufliegt, als dass auf einmal jeder Mist im Fass auf einmal teuer verkauft werden kann...
Sei es ein fassgereifter Gin (das finde ich persönlich übrigens äußerst unharmonisch), ein Rum, ein Whisk(e)y oder ganz gleich was - die unglaublich komplexen und jedes Mal aufs Neue total individuellen Aromen von Steineiche, Taubeneiche, Stileiche usw. haben einen immensen Einfluss aufs Endergebnis.
Funfact: Was ein Fass mit der Spirituose macht kann man im Voraus maximal erahnen, keinesfalls aber planen. Jedes Fass (sei es aus dem selben Baum) schmeckt anders wie das nächste. Darum gibt es auch den Beruf des "Blenders" in eine Destille (Von dieser oder diesem werden dabei Fässer so vermengt, damit das geschmackliche Gesamtbild des im Regal stehenden Endproduktes immer möglichst gleich ist).
Oft dominiert das Fass so enorm, sodass gewisse Spirituosenrubriken wie Whisky mit dem Fass unmittelbar verbunden werden und der Brand selbst dadurch manchmal in den Hintergrund rückt und wirklich nur noch über die Fassaromen geredet wird.
Diese Entwicklung empfinde ich als enorm faszinierend, da sie die Frage aufwirft wie wichtig denn der Inhalt des Fasses überhaupt noch ist, bzw. was alles in ein Fass gelegt werden kann und dann auf einmal DADURCH Gesicht und Gehör findet?! Spannend oder?
In euren Gläsern findet Ihr einen Obstler aus Starzach. Der Gute Rainer und ich kennen uns persönlich ganz gut. Er schenkte die vergangenen 2 Seasons vor meinem Laden in Freudenstadt aus, produziert seine Destillate alle selbst (bei Tübingen) und ist ein echter Meister seines Handwerks.
Reiner stellte sich vor einiger Zeit offensichtlich ähnliche Fragen wie ich und legte seinen Apfelbrand für ganze 6 Monate in ein Eichenfass und das Ergebnis - WOW.
Fruchtig, karamellig, holzig, süß, sauer - wirklich alles dabei.
Und jetzt frage ich dich als Whisky oder Rum Liebhaber. Klar ist das eine andere Spirituose, das erkennst du selbst sehr gut, aber: Wie geil ist bitte das Ergebnis aus Apfelbrand und Holz? I LOVE IT"